Diese Geschichte ist wahr…

Die sogenannte grüne Hölle –  scherz –  den Nationalpark „Everglades“ hatten wir uns für den Schluss aufgespart, um sozusagen vom Golf von Mexico in Naples wieder auf die andere Seite nach Miami zu fahren. Viele durchqueren die Sümpfe an einem Tag, um auf die jeweilige andere Seite zu kommen, ohne dort zu übernachten. Der normale Tourist macht in der Regel einen kurzen Stopp für eine Airboat Tour und fährt dann weiter. Doch es gibt auch tatsächlich Touristen, die so mutig sind und in den Everglades sogar übernachten. Sie sind dem Leichtsinn verfallen, doch unbedingt mehr von der Natur dort zu sehen und dringen somit tiefer in die Sümpfe ein.  Vielen ist meistens gar nicht bewusst, in welche lebensbedrohliche Situation sie sich damit bringen. Denn die Everglades sind mörderisch. Nur hier auf der Welt leben sowohl Alligatoren als auch Krokodile in der gleichen Region. Über 1,2 Millionen Alligatoren sollen in Florida leben. Die Meisten davon in den Everglades. Und wem die dortigen Wildtiere als Warnung nicht reichen, bei dem sollten spätestens beim Besuch des Ortes „Everglades City“ die Alarmglocken schrillen, denn hier bekommt man sofort das Gefühl, dass man sich in den Original Kulissen von Walking Dead befindet. Dieser Eindruck wird sogar nochmal verstärkt, wenn die Dunkelheit hereinbricht und der Bodennebel aus den Sümpfen aufsteigt. Okay, das erinnert dann sogar an den Film „Nebel des Grauens“. Ach ja, schon bemerkt? Es gibt nur eine Brücke, die sowohl rein- als auch rausgeht. Der Fluchtweg ist also beschränkt, sofern Du nicht durchs Wasser flüchten willst. Ich habe mich zweimal gewagt, in den Everglades zu übernachten. Und beide Male bin ich lebend aus Everglades City raus gekommen. Doch beim letzten Mal war es nur eine glückliche Fügung, dass ich lebe und nun wieder in Deutschland bin, um davon berichten zu können. Doch wie fing das Drama an? Eigentlich wie in jedem guten Horrorfilm: Friedlich, unwissend und naiv. Am Freitag, den 09. Juni 2017, starteten wir gegen Morgen in Naples und fuhren auf dem Tamiami Trail in Richtung Süden los. Hier waren wir noch inmitten der Zivilisation und unter Menschen,  doch das sollte sich bald ändern, je tiefer wir auf dem Tamiami Trail in die Sümpfe fuhren. Doch lassen wir die Geschichte nun beginnen:

Da saßen wir Beide nun, Karina und meinerseits, in einem weißen Chrysler Malibu. Weiß ist doch immer die Farbe der Unschuld, oder nicht? Und nach der Logik von Horrorfilmen erwischt es die Unschuldigen doch immer zuerst, oder war das umgekehrt? Über uns strahlte der blaue Himmel und draußen drückte bereits die schwüle Hitze gegen die gekühlten Scheiben unseres Wagens. Gott sei Dank, lief unsere Klimaanlage auf Höchsttouren. In dem gekühlten Wagen fühlten wir uns sicher, denn wenn die Hitze schon nicht eindringen konnte, wovor sollten wir dann noch Angst haben? Wir hatten nur noch 2 Nächte in Florida, nach einem bis dahin angstfreien Trip durch den Sunshine State und unsere Rückreise nach Deutschland stand kurz bevor. Heute aber hatten wir erstmal eine Tour mit dem Propellerboot auf der Liste oder wie man hier auch sagt, mit dem Air Boat! Diese typischen Flachboden-Boote, die hinten mit einer einer Art Flugzeugpropeller angetrieben werden und somit auch über feuchtes Gras flitzen können, sind ein wichtiges Fortbewegungsmittel in diesem Gebiet. Irgendwie muss man die Leichen ja auch ohne großen Aufwand in die Sümpfe bringen können. 🙂 Nach einer Stunde über den Tamiami Trail tauchte plötzlich eine Kreuzung auf und ohne zu viel zu verraten, es wird die einzige auf lange Sicht bleiben, auf dem weiteren Weg in den Osten nach Miami. An dieser Kreuzung ist auch die letzte Tankstelle vorerst auf dem Weg gen Osten. Biegt man links ab, dann geht es zur Interstate, die man auch zur Durchquerung dieses Nationalparks nutzen kann und sollte man sich leichtsinnigerweise fürs rechts abbiegen entscheiden, ja dann liegt das Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen, denn es führt geradewegs nach Everglades City.

Everglades City oder auch der Horror beginnt immer ganz friedlich

Da die Sonne schien und alles „noch“ so friedlich wirkte, bogen wir nach rechts und fuhren einige Meilen bis uns das Ortsschild „Everglades City“ begrüßte. Dann fuhren wir über die „eine“ und „einzige“ Brücke weiter hinein. Wir entschieden uns, den erstbesten Air Boat Anbieter aufzusuchen, um ein wenig Action und Abenteuer zu erleben. Der geneigte Leser wird schon erahnen, dass uns mehr Abenteuer bevorstand, als wir es uns bis dahin hätten ausmalen können. Aber die Protagonisten wollen die Zeichen nicht sehen und laufen in Ihr eigenes Verderben. Wir fuhren auf den Parkplatz und stiegen aus. Die Hitze hatte uns nun fest im Griff und zeigte uns sehr deutlich, dass wir nicht mehr die Kontrolle über unseren Körper hatten. Wir fingen an zu schwitzen. Nur mit Mühe schafften wir es in den schattigen Bereich, der 20 Meter vom Auto entfernt lag, wo wir die Dame hinter der Theke auf eine Fahrt mit dem Air Boat ansprechen konnten. Sie lächelte uns an, wohlwissend, dass wir mögliche neue Opfer sind. Sie war wirklich sehr nett, aber wahrscheinlich wollte sie uns nur in Sicherheit wiegen. Wir bekamen ein blaues Ticket mit einer handgeschriebenen „2“ darauf und dem Namen „Shane“. War das wirklich nur ein Ticket oder eher eine Botschaft für den Fahrer? Wir haben uns keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Als wir ein wenig gewartet hatten, kam plötzlich ein sonnengegerbter Typ mit einer moderaten Größe und sehr drahtig um die Ecke. Er sah sofort Karina mit Ihren blonden, langen Haaren und hatte anscheinend ohne zu zögern sein nächstes Opfer erspäht. Er griff sich aus einer nahestehenden Kiste, die oben mit einem Drahtgeflecht verschlossen war, einen Babyalligator raus und zeigte ihn sofort Karina. Wollte er nur Eindruck schinden? Ich glaube nicht. Er wollte wahrscheinlich herausfinden, wie der Alligator auf Karina reagieren und ob sie als Stück Fleisch für das Reptil in Frage kommen würde. Shane war sympathisch und versuchte eine persönliche Beziehung durch das Krokodil zu Karina aufzubauen. Nach dem Motto, je vertrauter, umso weniger Verdacht würde sie, würden wir schöpfen.

Nun ging es auf das Air Boat. Zu uns gesellten sich noch vier weitere Touristen. Sie kamen aus der Schweiz und hatten sich bedachterweise dazu entschieden nach der Fahrt durch die Sümpfe Ihre Tour an die Küste, raus aus den Everglades, fortzusetzen und zwar bevor es dunkel werden würde. Shane gefiel unsere naive Art und Weise und das wir die Bedrohung der Everglades nicht spüren wollten und fragte uns, ob wir in Everglades City übernachten würden. Karina bejahte es sofort und ich meinte ein Glitzern in seinen Augen gesehen zu haben. Die Falle war zugeschnappt. Er wusste, wir blieben über Nacht.

Schon während er Fahrt im tosenden Lärm des Propellers versuchte er uns ein Angebot vorzuschlagen, nämlich heute Abend alleine mit Ihm in die Sümpfe zu fahren, damit er uns große Alligatoren und andere exotische Wildtiere zeigen könnte. Ich nickte nur, da ich ihn eh nicht verstanden hatte. Er lächelte erneut und war überzeugt, dass die Falle zugeschnappt wäre. Wir fuhren also mit Ihm weiter durch die Sümpfe, spürten keine Angst und hatten sehr viel Spaß bei der Fahrt mit dem Air Boat, wie man im folgenden Video sehr gut sehen kann:

Doch alles hat auch irgendwann mal ein Ende, so wie das Leben, das oftmals kürzer sein kann, als man es sich möglicherweise vorgestellt hat. Wir kamen wieder zurück an den Ausgangspunkt. Zum Abschluß wurden nochmal Fotos von den Schweizern gemacht, bevor sie mit ihrem Wagen den Parkplatz verließen und uns allein zurück liessen mit Shane. Nun machte er uns nochmal das gleiche Angebot, dass er uns bereits während der Fahrt mitgeteilt hatte und sah zum ersten Mal meinen ungläubigen Blick. Ich dachte nur, wieso möchte uns ein wildfremder Mann in die Sümpfe führen, um uns angeblich diese ganzen gefährlichen Wildtiere zu zeigen? Was hat er davon? Er hat nichts von einem Preis gesagt. Würde er etwa wieder alleine aus den Sümpfen rauskommen wollen? Wie viele Touristen sind bisher in den Sümpfen vermisst worden bzw. verschwunden? Hunderte Fragen gingen mir durch den Kopf, auf die ich keine Antwort kannte, als Karina plötzlich ohne zu zögern sagte: „Klasse, das klingt cool. Das machen wir.“ – Ich schaute sie nur ungläubig an!! Was hatte sie gesagt? Ich hatte es gehört, aber mit meinem Verstand noch nicht richtig verarbeitet, denn ich war viel zu intensiv noch mit den ganzen Fragen beschäftigt, auf die ich keine Antwort kannte. Er lächelte natürlich. Und fing sofort damit an, wie toll das werden würde und dass wir auf jeden Fall zuhause danach was zu erzählen hätten….“falls wir das Überleben sollten“, schob ich gedanklich noch hinterher.

Die Karte des Verderbens

Er holte eine Karte des Ortes von der Theke und malte sofort auf, wo wir ihn um 19:30 Uhr abholen sollten, da, aufgepasst, sein Pickup leider einen Achsschaden hätte. Einen Achsschaden?? Wer glaubt denn sowas?!?! Und wir sollten aus der Stadt raus fahren bis zur Kreuzung von der wir am Morgen kamen, dann weiter Richtung Interstate.

Nach ungefähr 2,5 Meilen würde er rechts am Straßenrand warten. Von dort würden wir mit Ihm dann in die Sümpfe fahren. Direkt mit unserem Mietwagen. Besser könnte man unseren Wagen nicht gleichzeitig verschwinden lassen. Dann sollten wir ihm unsere Nummer geben, damit er uns gegen Abend anrufen könnte, wann wir losfahren sollten, um ihm am besprochen Treffpunkt abzuholen. Ich schlug ihm vor, dass er uns lieber eine SMS schicken sollte. Er fragte uns nur noch, wo wir hier in der Stadt übernachten und in meinem naiven Leichtsinn meinte ich nur: „Dort hinten in dem Motel.“ Jetzt wusste er auch noch, wo wir die Nacht verbringen. Das sollte sich später noch als extrem leichtsinnig und fahrlässig herausstellen. Wir verabschiedeten uns und nachdem wir im Auto saßen, redete ich auf Karina ein. „Das machen wir nicht. Wir kennen ihn doch gar nicht und sollen dann direkt mit Ihm in die Sümpfe alleine fahren!? Was hat er davon? Macht er das einfach nur aus Nächstenliebe?“ „Ach,“ meinte sie,“ ich würde das auch zuhause machen.“ Was? Touristen Dortmund zeigen? Das ist ja nochmal was ganz anderes. Da kannst Du auf jeden Fall nicht von Alligatoren gefressen werden.“ Wir verließen den Parkplatz und fuhren zu unserem Motel. Es war ein klassisches Motel, wie man es aus den Filmen kennt. Man konnte direkt vor dem Zimmer parken. Hatte draußen eine Eismaschine und einen Getränkedosen Automaten. Der stand mittig vom Motel, überdacht und umgeben von 2-3 Grills, die man bei Interesse sicher auch nutzen konnte. Wir luden schnell aus, kühlten uns im klimatisierten Zimmer etwas ab und entschieden uns dann an die Südspitze der Stadt zu fahren, damit wir Fotos machen und meine Drohne fliegen lassen konnten. Da ich bereits einmal hier übernachtet hatte, im Jahre 2013, hatte ich noch gute Erinnerungen an eine richtig geile Pizza, die ich hier gegessen hatte. Und genau dieses Diners suchten wir nun auf.

Wir bereiten uns auf die Nacht vor

Wir verdrängten Shane erstmal und genossen die riesige Pizza, die auch diesmal der Hammer gewesen ist. Danach gingen wir zur Kasse, bezahlten und ich kam auf die clevere Idee, das Personal mal nach Shane zu befragen und zu erfahren, ob sie ihn kennen würden und ob man ihm vertrauen kann. Wir hatten schließlich das Foto mit dem Alligator von ihm. Ich zeigte es Ihnen und unserem Kellner, einem jungen Mann um die 20 etwa, schoss es sofort heraus: „Ja, das ist mein Onkel. Dem könnt Ihr vertrauen.“ Ups, wer ist denn hier nicht mit wem verwandt, war mein erster Gedanke. Einerseits waren wir etwas erleichtert, aber auch gleichzeitig verwirrt, dass wir direkt auf einen Einwohner gestoßen sind, der mit ihm verwandt ist. Am Motel angekommen, was gerade mal 200 Meter entfernt lag, zeigten wir das Foto auch der Dame an der Rezeption. Sie sagte zumindest nur, dass sie ihn vom Sehen her kennen würde. War das jetzt gut? Serienkiller kann man auch nur vom Sehen her kennen. Man kann ihnen ja nicht hinter die Stirn schauen. Ich war immer noch verunsichert und war nicht überzeugt, dass wir heute Abend bzw. gleich, denn es war schon kurz nach 19 Uhr, mit ihm in die Sümpfe fahren sollten. Karina dagegen meinte nur:“  Was ist denn schon dabei. Das wird sicher cool.“ „Ja, cool ist auch, wenn der Alligator dein Bein im Maul hat und Du einbeinig aus dem Sumpf flüchten willst,“ entgegnete ich. Ich schlug Ihr vor, damit der Frieden gewahrt bleibt, dass wir es versuchen würden, wenn er sich per SMS bei uns meldet. Parallel bereitete ich schon eine Whatsapp Nachricht an meine Mama vor, die sich morgen früh umgehend an die Polizei wenden sollte, wenn ich mich nicht zurückmelde. Zu Bedenken ist hier, dass es in Deutschland bereits 1 Uhr nachts war. Karina meinte nur: „Bist Du bekloppt, Deine Mama bekommt einen Herzinfarkt, wenn sie die Nachricht liest und wird die ganze Nacht nicht mehr schlafen können. Solange bis Du dich meldest. Aber schick mir doch auch mal die Nachricht – ich schicke die auch nach Deutschland.“ – Die Whatsapp Nachricht war versandbereit, aber keine Nachricht kam von Shane. Es wurde 19:30 – dann 20:00 Uhr. „Melde Dich doch mal bei Ihm,“ sagte Karina mit jugendlichem Leichtsinn. „Wieso sollte ich mich bei ihm melden?? Er hat gesagt, dass er sich bei uns melden würde.“ „Vielleicht hat er sich die falsche Nummer notiert“, warf sie hinterher. „Ich habe ganz genau kontrolliert, als er sich die Nummer notiert hat und die war zu 100% richtig. Sogar mit der +49 davor“, entgegnete ich. Draußen wurde das Licht rot, denn die Dämmerung brach herein. Ich entschloss mich nicht länger zu warten und hatte die geniale Idee, den Sonnenuntergang mit meiner Drohne aus der Luft zu filmen. Böser Fehler. Ich ging hinaus und ließ die Drohne vom Parkplatz aus starten.

Sie kommen! Das Blut floss in Strömen!

Sie ging steil nach oben und gleichzeitig spazierte ich hinter das Motel, um die Drohne besser im Blick zu behalten und steuern zu können. Ein sagenhafter roter Himmel. Wow. Doch plötzlich. Was war das? Ein Stechen, nein, mehrere Stiche. Oh Gott, hunderte Moskitos griffen mich an. Sie klebten an den Beinen, sie bedeckten meine Hände mit denen ich den Controller im Griff hatte. Sie begannen zu zittern. Überall am Körper fing es an zu jucken. Ich versuchte mit den Schuhen an den Beinen entlang zu fahren und sah dort nur verschmiertes Blut, was die toten Moskitos, die ich dabei getötet habe, hinterließen. Es war ein regelrechtes Massaker. Ich habe es noch gerade so geschafft, die Drohne zu landen, ergriff sie sofort und eilte zurück ins Zimmer. Ich war keine fünf Minuten draußen gewesen und hatte am gesamten Körper unzählige Stiche und Schwellungen. Auch unter dem T-Shirt war der gesamte Rücken und die Oberarme übersäht mit mittlerweile roten Stellen, die anfingen anzuschwellen. Meine rechte Hand glich dem Elefantenmenschen. Sie war komplett eingeschränkt in ihrer Bewegung und fett angeschwollen. Der Wahnsinn wie aggressiv die Moskitos draußen waren. Tagsüber hat man davon gar nichts gemerkt, aber mit Eintreten der Nacht wurde der Aufenthalt draußen zu einem lebensbedrohlichen Wagnis. Kennt Ihr das, wenn man sich den gesamten Körper wund kratzen möchte, weil es so verdammt juckt. Der blanke Horror. Aber die Nacht war noch nicht vorbei und der weitere Horror nahm seinen Lauf.

Es wurde 21 Uhr und plötzlich klopfte es an der Türe. Ohne großartig nachzudenken öffnete ich sie, ohne zu wissen, was mich nun erwarten würde. Aber ich hatte Glück, nur die Dame von der Rezeption stand vor mir, mit einem Zettel in der Hand. Sie sagte uns, dass Shane angerufen hätte und wir uns bei ihm melden sollten. Ich bedankte mich bei Ihr und wusste nur zu gut, dass ich ihn auf keinen Fall mehr anrufen würde. Jetzt doch nicht mehr. Aber hartnäckig war er schon. Dass musste man ihm lassen.

Plötzlich stand Shane vor der Türe!

Um kurz vor 22 Uhr entschied ich mich, doch mal duschen zu gehen, da Karina und ich mittlerweile das Thema Shane abgeschlossen hatten und wegen der Moskitos draußen auch lieber den Abend auf dem Zimmer beenden wollten. Ich ging also ins Bad. Während ich unter der Dusche stand, vernahm ich ein Klopfen, aber ordnete es nicht unserem Zimmer zu und dachte auch nicht weiter darüber nach. Ich ließ mir Zeit und genoss die Erfrischung unter der Dusche und kam erst nach 20 Minuten wieder aus dem Bad. Karina saß im Bett und zitterte wie Espenlaub. Sie schaute mich mit großen Augen an und meinte nur mit zittriger Stimmte: „Hast Du meine Whatsapp Nachricht nicht bekommen?“ Ich: „Nein, wann hast Du mir denn eine geschickt?“ „Eben“. Ich sah auf mein Handy und da war sie, die Nachricht von Karina. Doch was ich dort zu sehen bekam, konnte ich einfach nicht glauben. Dort stand: „SHANE ist da. Ich bin draußen am Getränkeautomat!“ – Ich schaute sie nur an und fragte sie: „Wie, Shane? Wann war er denn da?“ Und da fing sie an zu erzählen: „Als Du im Bad verschwunden warst, hatte ich plötzlich riesen Durst auf was Kaltes und da ich hier nichts hatte, musste ich draußen zum Automaten. Als ich am Automaten war, bemerkte ich, dass ich kein Geld dabei hatte und bin nochmal zurück ins Zimmer. Als ich wieder raus gegangen bin, sah ich rechts vier dicke Engländer vor Ihrem Zimmer draußen sitzen. Kümmerte mich aber nicht länger um sie, sondern ging geradewegs zum Automaten. Als ich gerade meine Dose gezogen hatte, erschien Shane an unserer Türe. Ich habe gar nicht gesehen, woher er gekommen ist. Er hat bei uns geklopft und sich dann unseren Wagen angeschaut. Hat sich sogar hingekniet, um sich das Nummernschild genauer anzusehen.“ – Und was hast Du getan,“ fragte ich sie mit Erstaunen. „Ich bin immer so um den Automaten rumgegangen, damit er mich nicht sehen konnte. Dann habe ich Dir die Whatsapp geschrieben und dass ich nicht zurück in unser Zimmer komme.“ – „Wieso kommt er um kurz nach 22 Uhr?!?!? Wir haben uns doch nicht mehr bei Ihm gemeldet. Das hätte ihm doch alles sagen müssen! Krass, dass er nach 22 Uhr noch zu uns ins Motel kommt.“ „Ja, und dann…. dann fragte er die Engländer, ob sie wüssten, wo die Deutschen wohnen würden? Sie haben mich ja aus dem Zimmer rausgehen sehen, aber haben absolut nichts gesagt. Sie haben mich nicht verraten. Dafür danke ich Gott. Danach hat er sich auf den Stuhl vor unser Zimmer gesetzt und gewartet.“ „Das alles während ich duschen war?“ fragte ich mit großen Augen. „Jaaaaaaaaaaaaa!! Und dann kam plötzlich ein Wagen ins Motel gefahren, mit 2 Typen drin. Sie hielten bei Shane, er ist aufgestanden und bei ihnen eingestiegen. Danach sind sie langsam aus dem Motel wieder rausgefahren, auf die Hauptstraße abgebogen und aus der Stadt verschwunden.“ „Oh man, das ist krass. Und uns gegenüber meinte er noch, dass er kein Auto hat oder nicht wüsste, wie er zu uns kommen könnte und kommt dann direkt mit 2 Kumpels zum Motel,“ sagte ich ihr „und Gott sei Dank sind wir nicht mit ihm in die Sümpfe gefahren“. „Ich bleibe hier keine Nacht. Ich werde hier sicher nicht schlafen können. Komm lass uns unsere Sachen packen und wir fahren sofort hier weg,“ erwiderte Karina leicht hysterisch. „Schau doch mal bei Google, ob Du was über vermisste Touristen in den Everglades findest,“ schlug ich ironisch vor, um die Stimmung wieder etwas anzuheben.

Es wurde eine lange und ungewisse Nacht. Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und verließen um kurz nach 9 Uhr die Stadt.  Ich denke, ich werde nie mehr nach Everglades City kommen. Nicht wegen dem Erlebnis, sondern weil ich mittlerweile schon dreimal dort gewesen bin.

Es ist alles so passiert, wie ich es hier berichtet habe. Nichts ist erfunden worden. Ich gehe auch nicht davon aus, dass von Shane böse Absichten ausgegangen sind, aber merkwürdig und gruselig war es trotzdem. Wahrscheinlich hatte er die Befürchtung, dass wir unbedingt in die Sümpfe wollten und es so aussehen könnte, dass er sein Versprechen nicht einhalten würde. Der leicht gruselige Stil habe ich überspitzt wiedergegeben, da es im Nachhinein wirklich zu dieser Stimmung bei uns geführt hat.

Natürlich sind die Everglades nicht gefährlich, wenn man sich an die folgenden Regeln hält:

Den Alligator nie dem Sonnenlicht aussetzen, den Alligator nie nass werden lassen und den Alligator nicht nach Mitternacht fressen lassen.

P.S. Sollte der ein oder andere Leser Shane mal in Everglades City sehen bzw. treffen, dann würde es mich sehr freuen, wenn er mal sein Bild von dieser Nacht wiedergeben könnte, um die ungewissen Fragen endlich beantworten zu können. Danke Sehr.

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